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Älteste Körnerfresser entdeckt
Frankfurt/Messel, 07.02.2019. Senckenberg-Wissenschaftler Gerald Mayr hat gemeinsam mit US-amerikanischen Kollegen zwei neue fossile Vogelarten aus 50 MiIlionen Jahre alten Fossilfundstellen in Deutschland und Nordamerika beschrieben. Bei den mit finkenartigen Schnäbeln ausgestatteten Tieren handelt es sich um die bislang bekannten ältesten körnerfressenden Vögel. Die Studie erscheint heute im Fachjournal „Current Biology“.
Mit über 6000 Arten sind die Sperlingsvögel heute die artenreichste Vogel-Ordnung – dieser Erfolg ist auch auf die Vielzahl ihrer Schnabelformen zurückzuführen. Die unterschiedlichen Schnäbel ermöglichen den kleinen Vögeln eine breite Palette an Nahrungsstrategien, wie etwa den Verzehr von harten Samen und Körnern, die Jagd nach Insekten, sowie das Fressen von weichen Früchten und Blütennektar.
„Anhand in der Grube Messel und der Green-River-Formation ‒ einer etwa gleichalten nordamerikanischen Fundstelle ‒ gefundenen Vogel-Fossilien konnten wir nun zeigen, dass sich eine vergleichbare Vielfalt an Schnabeltypen schon im Zeitalter des Eozän bei sehr frühen Vorfahren der Sperlingsvögel entwickelte”, erklärt Dr. Gerald Mayr vom Senckenberg Forschungsinstitut in Frankfurt und fährt fort: „Die beiden neuen Arten gehören zu einer ausgestorbenen Vogelgruppe, deren Arten zu den ältesten bekannten Vorfahren der Sperlingsvögel zählen.”
Die fossilen Skelette der als Eofringillirostrum boudreauxi und Eofringillirostrum parvulum neu beschriebenen Vögel besitzen einen finkenartigen Schnabel, der dem des heutigen Goldzeisigs ähnelt. „Diese Schnäbel eignen sich besonders für den Verzehr von kleinen, harten Samen”, erläutert Dr. Daniel T. Ksepka, Erstautor der Studie und Kurator am Bruce Museum im US- amerikanischen Greenwich.
Bislang waren Vögel mit finkenartigen Schnäbeln nur aus der jüngeren Erdgeschichte bekannt – bei den beiden etwa 50 Millionen alten Fossilfunden handelt es sich demnach um die bisher bekannten ältesten körnerfressenden Vögel
„Die beiden weit voneinander entfernten Fundorte lassen vermuten, dass diese Vögel im Eozän geographisch weit verbreitet waren – die wenigen Fossilienfunde sprechen dagegen für eine eher geringe Individuenzahl”, so Ksepka.
Offen ist die Frage warum die eozänen Sperlingsvogel- Verwandten trotz ihrer Anpassung an ein diverses Nahrungsangebot ausstarben, um dann von echten Sperlingsvögeln in den gleichen Nahrungsnischen ersetzt zu werden.
Einen möglichen Grund sieht das Forscherteam in der Brutbiologie der Sperlingsvögel, deren komplizierte Nestkonstruktionen das freie Nisten im Geäst von Bäumen und Sträuchern ermöglichen.
„Möglicherweise brüteten die eozänen Vögel dagegen noch in Baumhöhlen. Einen Hinweis auf ein unterschiedliches Brutverhalten könnte eventuell auch der unterschiedliche Fußbau der fossilen Arten sein, die einen Klammerfuß mit zwei nach hinten gedrehten Zehen aufweisen. Ein ähnlicher Fußbau findet sich bei einigen heutigen Vögeln, die in Höhlen nisten, beispielsweise Spechte oder Papageien”, fasst Mayr die These zusammen. Lance Gande, ein weiter Co-Autor der Studie, ergänzt: „Wir hoffen auf weitere Fossilien, die uns helfen die bisher noch kaum verstanden frühe Evolution der Sperlingsvögel besser zu verstehen.“
Publikation
Daniel T. Ksepka, Lance Grande, Gerald Mayr (2019): Oldest finch- beaked birds reveal parallel ecological radiations in the earliest evolution of passerines. Current Biology