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Bedrängte Giraffen: Verbreitungsgebiete kleiner als bisher angenommen
Das Verbreitungsgebiet von Giraffen in Afrika ist knapp sechs Prozent kleiner als bisher angenommen. Das zeigen neue Forschungsergebnisse zum aktuellen Vorkommen der einzelnen Giraffenarten in Afrika, die ein internationales Team von Wissenschaftler*innen des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums, des San Diego Zoo Global, der Giraffe Conservation Foundation sowie der Vulcan Inc. soeben in der Fachzeitschrift „Mammal Review“ publiziert hat. Die neuen Verbreitungskarten des Projekts sollen dabei helfen, Giraffen besser zu schützen, denn die Symboltiere der afrikanischen Wildnis sind vom Aussterben bedroht.
Auch Tierarten, die eigentlich unübersehbar sind, können relativ unbemerkt verschwinden – Giraffen beispielsweise. Die Tiere stehen erst seit 2016 auf der Roten Liste der Weltnaturschutzorganisation IUCN, obwohl ihre Anzahl bereits dramatisch zurückgegangen ist. So gibt es heute in Afrika 40 Prozent weniger Giraffen als noch vor dreißig Jahren. Schuld daran sind Wilderei sowie Verlust und Zersplitterung ihrer Lebensräume. Zwei Unterarten der Nord-Giraffe Giraffa camelopardalis gelten aktuell als „stark gefährdet“; Netz-Giraffen Giraffa reticulata und Massai-Giraffen Giraffa tippelskirchi werden auf der Roten Liste als „gefährdet“ eingestuft.
Naturschützer*innen wollen nun auf Basis neuer, aktualisierter Verbreitungskarten den Schutz der Langhälse vorantreiben. Doch sie zeigen zunächst einmal, dass das Verschwinden der Giraffen immer weiter fortschreitet. „2016 hat die Weltnaturschutzorganisation IUCN die letzten Verbreitungskarten veröffentlicht. Unserer neuen Studie zufolge sind die Gebiete, in denen Giraffen heute vorkommen, um 5,6 Prozent kleiner“, sagt Prof. Dr. Thomas Müller, Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum und Goethe-Universität, Letzt-Autor der den Karten zugrundeliegenden Studie.
Je nach Land zeichnen die neuen Karten ein recht unterschiedliches Bild. In Kamerun, der Zentralafrikanischen Republik, Malawi, Niger, Sambia, Uganda und im Tschad ist der Lebensraum im Vergleich zu bisherigen Berichten kleiner, während er in Angola, der Demokratischen Republik Kongo, Namibia, Ruanda, Somalia, Südafrika und im Königreich Eswatini gleich groß geblieben ist. „In den einzelnen afrikanischen Ländern geht es den einzelnen Arten zudem unterschiedlich gut. Die Nord-Giraffe und die Massai-Giraffe sind beispielsweise in Kenia geringer verbreitet, die Netz-Giraffe hingegen ist weiter verbreitet, als bisher berichtet wurde“, erklärt Müller.
Erstellt wurden die Verbreitungskarten der einzelnen Giraffenarten auf Basis von Luftbildaufnahmen, die im Rahmen des Großprojektes „The Great Elephant Census“ in 18 afrikanischen Ländern angefertigt wurden. Zusätzliche Informationen lieferten Zählungen der Tiere in freier Wildbahn durch die Giraffe Conservation Foundation, den Northern Rangelands Trust Wildlife-Conservancy Management Monitoring Systems und die kenianischen Forschergruppe Twiga Walinzi. Außerdem wertete das Team Satellitenaufnahmen aus sowie Daten, die lokale Gruppen beisteuerten.
Eine Zusammenarbeit, die sich gelohnt hat: „Die neuen Karten zeigen eindrücklich, was erreicht werden kann, wenn sich viele Expert*innen für eine gemeinsame Sache zusammenfinden“, erklärt der Koautor der Studie Dr. Julian Fennessy, Kodirektor der Giraffe Conservation Foundation. „Mehr als hundert Menschen haben mit ihrer Arbeit zu den neuen Verbreitungskarten beigetragen und uns jetzt endlich einen detaillierten Überblick darüber verschafft, wo welche Giraffenart derzeit vorkommt. So genaue Verbreitungskarten gab es bisher einfach nicht.“
Detaillierte Verbreitungskarten sind nicht nur wichtig, um zukünftig daran zu messen, wie es den Giraffen geht, sondern für die Giraffen schlicht überlebenswichtig. „Wir müssen jetzt handeln, um dem Verschwinden der Giraffen aus einigen Teilen Afrikas Einhalt zu gebieten. Wenn wir genau wissen, wo die einzelnen Giraffenarten derzeit leben, können wir besser erforschen, wo sie bedroht sind und warum diese Symboltiere der afrikanischen Savanne aus einigen Gebieten schon verschwunden sind. Das hilft uns dabei, Maßnahmen zu entwickeln, damit sie dieses Schicksal hoffentlich nicht auch in anderen Gebieten ereilt“, bilanziert Fennessy.
Studie
O’Connor et al. (2019): An update of the geographical distribution of giraffe, Giraffa spp., throughout sub-Saharan Africa and its implications for conservation. Mammal Review, doi: 10.1111/mam.12165