Unterstützung für die Rote Liste: Senckenberg wird Teil des IUCN-Netzwerkes


Die 1964 erstmals erstellte „Rote Liste der bedrohten Arten“ der IUCN (International Union for Conservation of Nature) ist weltweit die umfassendste Informationsquelle zum Zustand der Vielfalt von Tier-, Pilz- und Pflanzenarten. Nun zählt die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung zu den offiziellen Partner*innen der Roten Liste – und ist damit gleichzeitig das erste Naturmuseum dieses globalen Netzwerkes. Die Senckenberg-Forschenden unterstützen die IUCN durch eine aktive Beteiligung an der Erstellung der Roten Listen mit einem breiten taxonomischen Fachwissen.

„Mehr als 42.100 Arten, die bislang durch die Rote Liste bewertet wurden, sind vom Aussterben bedroht – das sind etwa 28 Prozent aller bewerteten Arten. Die Dunkelziffer ist jedoch enorm – je nach Hochrechnung oder nach Schätzung und Methodik schwankt die Zahl weltweit Arten zwischen zehn, 50 oder 100 Millionen“, erklärt Senckenberg-Generaldirektor Prof. Dr. Klement Tockner. Wenig bekannt sind insbesondere marine Wirbellose – wie Schwämme, Quallen, Korallen, Seesterne oder Würmer –, die somit auch auf der Roten Liste unterrepräsentiert sind. Um dem entgegenzuwirken, wird ein Großteil der Partnerschaft von der Senckenberg Ocean Species Alliance (SOSA) finanziert. SOSA hat sich zur Aufgabe gemacht, die taxonomische Beschreibung der marinen Wirbellosen zu beschleunigen, um gefährdete Arten schneller zu identifizieren. Denn, so fährt Tockner fort: „Die Rote Liste ist ein wichtiger Indikator für die Lage der biologischen Vielfalt in der Welt. Sie ist dabei weit mehr als eine Liste von Arten und deren Status, sondern auch ein leistungsfähiges Instrument für Maßnahmen zur Erhaltung der Biodiversität und für politische Veränderungen, die für den Schutz der natürlichen Ressourcen, die wir zu unserem eigenen Überleben brauchen, so entscheidend sind.“

Bis heute wurden mehr als 150.300 Arten für die Rote Liste bewertet. Das Verzeichnis liefert Informationen über Verbreitungsgebiet, Populationsgröße, Lebensraum und Ökologie, Nutzung und Handel sowie Bedrohungen und Erhaltungsmaßnahmen, die als Grundlage für notwendige Erhaltungsentscheidungen dienen.  „Das ist eine unglaubliche Leistung! Die Arbeit ist jedoch noch lange nicht abgeschlossen. Die Zahl der erfassten wildlebenden Arten – Pflanzen, Tiere und Pilze – muss in den kommenden Jahren mehr als verdoppelt werden, um den aktuellen Zustand der biologischen Vielfalt in der Welt zu begreifen. Unsere Wissenschaftler*innen der elf Senckenberg-Standorte haben bereits in der Vergangenheit an der Erstellung von globalen und regionalen Roten Listen mitgearbeitet – beispielsweise für Mollusken, Libellen, Hundertfüßer oder Farn- und Samenpflanzen. Ich freue mich außerordentlich, dass wir nun auf der Basis einer engen und nachhaltigen Partnerschaft unseren Teil beitragen werden – und somit insbesondere den weltweiten Meeresschutz vorantreiben können!“, so Tockner.

Pressematerial

Die Schuppenfußschnecke (Chrysomallon squamiferum) wurde als erste Tiefseeart auf der Roten Liste der IUCN aufgrund des Risikos durch den Tiefseebergbau als „Gefährdet“ eingestuft.

Die Schuppenfußschnecke (Chrysomallon squamiferum) wurde als erste Tiefseeart auf der Roten Liste der IUCN aufgrund des Risikos durch den Tiefseebergbau als „Gefährdet“ eingestuft. Foto: Chong Chen, JAMSTEC