Dialogworkshop
Ein erfolgreicher Auftakt der App „Mein Objekt – Senckenberg“. Das gamelab.berlin gab uns Starthilfe beim Schreiben unserer Dialoge.

Museumsexponate mit Gesprächsbedarf

„Brudi, lass mal den Park umgraben gehen!?“ So beginnt ein Dialog mit einem Exponat aus der Dauerausstellung im Senckenberg Museum. Welches Tier stiftet hier wohl zu illegalen Handlungen an? Na klar: Rudi, das rebellische Wildschwein!

Wie wir solch einen spannenden Einstieg in einen Dialog verfassen, lernten wir im Dialogworkshop des gamelab.berlin, eine Forschungs- und Entwicklungsplattform an der Humboldt Universität zu Berlin. Gleichzeitig war dieser Workshop auch Auftaktveranstaltung unserer App „Mein Objekt – Senckenberg“. Tom Lilge, der Gründer des Berliner Start-ups, groovte uns zu Beginn ein mit bereits vollendeten Dialogen aus dem Badischen Landesmuseum in Karlsruhe, einer unserer Verbundpartner im Projekt museum4punkt0. Von Sekunde 1 an waren wir am Ball: Denn wir lauschten kichernd einem antiken, sehr betrunkenen Weinkrug.

Nun waren wir an der Reihe. Durch vorherige Infoveranstaltungen unserer Team-Mitarbeiterin Lisa Lahr, die zuständig für die Nachnutzung und Implementierung digitaler Ausstellungsmedien ist, wurden alle über das Vorhaben der neuen App informiert und hatten Gelegenheit, sich eines der 200 in Frage kommenden Exponate auszuwählen – wer mochte, auch mehrere. Dadurch fanden die Bekassine, der Stieglitz, der fleischfressende Sonnentau, der Königs-Python, der Springschwanz und viele mehr zu motivierten Museumsmitarbeitenden.

Unser museum4punkt0-Team wollte explizit die Mitarbeitenden – insbesondere Forschende des Museums – in das Dialogschreiben einbeziehen, da selbige ihr Fachgebiet und die Exponate bestens kennen. Letztlich kamen elf Mitarbeitende aus verschiedenen Fachrichtungen im Dialogworkshop zusammen, was, laut unseres Workshop-Leiters Tom, sehr gut sei, um am Ende eine bunte Vielfalt an Ideen und Dialogführungen zu erhalten.

Tom gab uns einige Instrumente an die Hand, z. B. füllte jedes Workshop-Mitglied einen Persona-Bogen aus, für den wir uns Bedürfnisse, Befürchtungen und Sehnsüchte des Objekts überlegten und anschließend notierten. So konnten wir den Charakter unseres Exponats formen und anschließend vor der Gruppe vorstellen. Ideen oder Feedback der anderen folgten meist automatisch – die Kreativität der Gruppe war geweckt.

Bereits während der ersten zwei Aufgaben kristallisierten sich spannende Themen bei einzelnen Objekten heraus. So war die Harpyie, der stärkste Greifvogel der Welt, voll im Fitnesswahn versunken oder die Bekassine, ein Vogel mit sehr langem Schnabel, erzählte wehmütig davon, dass er deutschlandweit vom Aussterben bedroht ist, da er seinen Lebensraum verliert. Wir lernten, dass die Kraft des Humors dem Dialog als gutes Stilmittel dient: unter großem Schmunzeln und Lachen stellte Jörg Lorenz, ein Botaniker des Museums, sein Objekt und dessen Konflikt vor: eine vegane fleischfressende Pflanze. Das Einbeziehen eines Konflikts mache den Dialog zudem interessant und spannend, wusste Tom Lilge, der aus den Theaterwissenschaften stammt.

Zum Ende des Tages war das kreative Schreibfeuer bei allen entfacht und Termine für zukünftige Schreibtreffs vereinbart – wir sind gespannt was Wildschwein Rudi, der Python Kah und die Stieglitze zu erzählen haben.

Dialogworkshop
In der Gruppe entstanden vielfältige Ideen für einzelne Objekte.
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